Privat-Homepage

Ludger Engels

Cronik

Es fing doch so harmlos an!

Meine Zeitung war damals auf der Suche nach einer netten Karnevalsgeschichte und schickte mich “übers Land”, auf das ich eine fände.

Nun bin ich wahrlich kein Trübsalblasetyp, doch was man da häufig als echten, urwüchsigen Karneval vorgesetzt bekommt, ist eher zum Weinen denn zum fröhlichen Mitmachen geeignet.

Doch irgendwie stieß der kleine Chronist dann auf die “witte-müse”, deren Name zunächst seine Aufmerksamkeit erregte. Faszination aber löste das “Gerücht” aus, die Mitglieder dieser Karnevalsgesellschaft seien ausnahmslos im Polizeidienst.

Und neugierig, wie es seine Pflicht war, blieb er dann den “witte-müsen” eine Session lang auf den Fersen – und das Ergebnis ist eine kleine Chronik ohne Namen, denn sie vergehen, sie die auswechselbar, sie ändern sich.

Was geblieben ist, ist die von Jahr zu Jahr intensivere Verwirklichung einer Idee.

Der Idee nämlich, mit unkonventionellen Mitteln Brücken zu schlagen zwischen Bevölkerung und Polizei, Verständnis für eigene Probleme zu wecken und Verständnis den Problemen anderer entgegenzubringen.
 

Wie bei vielen guten Ideen, ist auch hier der Vater der “Ur-Maus” im Dunkeln geblieben.

Fest steht nur, und das ist sogar schriftlich fixiert, dass der vielbesungene “Bazillus Carnevaliesis” schon im Jahre 1958 bei der Verkehrs-Überwachungs-Bereitschaft seine ersten “Opfer” fand.

Ein Winterfest mit karnevalistischem Einschlag war auch die Geburtsstunde das ersten Karnevalsordens: ein buntes Band und eine kleine, süße weiße Maus! Diese Spontanität, einen guten Gedanken gleich in die Tat umzusetzen, ist das Erfolgsrezept der “witten-müse” geworden und geblieben.
 
Das sich-lächelnd-hinwegsetzen-können über Unbilligkeiten und Unbequemlichkeiten verschaffte den Gründern schnell neue Freunde und
am 23. Januar 1958 war die offizielle Gründung perfekt.

Nannte man sich erst “karnevalistische Interessengemeinschaft” und später dann Karnevalsgesellschaft, so waren das nur Formalien, die von niemandem überbewertet wurden.

Schon ein Jahr später starteten die “witte-müse” ihr erstes eigenes Karnevalsfest mit eigenen Akteuren. Das Erfreuliche war, dass die Gemeinschaft schon in diesem Jahr als eigenständige Karnevalsgesellschaft zahlreiche Einladungen zu anderen Vereinen bekam, mit denen sie oder von denen sie durch eigenständige Darbietungen Achtung und Anerkennung fand.

Mögen zunächst hybride Berufskarnevalisten die Nase gerümpft haben, sehr bald schon konnte man dem jungen Verein der “witten-müse” die Hochachtung nicht versagen.

Heute gehören sie zum festen Programmbestand zahlreicher karnevalistischer Veranstaltungen. Die Idee der positiven Werbung hatte gezündet! In Telgte, in Avenwedde, in Warendorf, in Ahaus, in Dortmund – überall wo sie erscheinen, werden sie mit Vorschusslorbeeren bedacht. Dieser Verpflichtung aber sind sie sich bewusst. Sie verstehen es einfach, weder in die Banalsphäre abzugleiten noch durch übergeistige Purzelbäume den Zuhörer zu befremden. Und dabei sind sie gar nicht einmal so zimperlich mit ihren Liedern und Pointen.

Sie scheuen sich nicht, auch eigene Fehler oder Mängel gebührend zu glossieren.

Dahinter steht bei ihnen dann immer das lächelnde, karnevalistische Auge, dass jedem zublinzelt: “Na, und – sind Polizeibeamte denn keine Menschen?”

Schalten sich frei von allem nur störenden Klimbim, wenn sie auf oder hinter der Bühne stehen oder wenn sie für den Rosenmontagszug schnippeln und hämmern, sägen, kleben und basteln; dann denken sie zwar nicht an ihren Beruf, dann lassen sie sich ebenso anstecken wie ihre Zuhörer, doch ist es ihnen berechtigte Genugtuung, wenigstens einmal im Jahr in der Zeit voll und ganz in eine Gesellschaft integriert zu sein, die nur zu oft hemmende Schranken errichtet gegen alles, was nach Uniform aussieht.

“Die Narrenkappe verbindet Welten” hat einmal ein kluger Mann gesagt, und an dieses Wort halten sich die “witte-müse”.

Was aber wäre ein Verein ohne Maskottchen? Bei allen Erfolg, der den Aktiven und Mitarbeitern der Gesellschaft zufliegt, gehört ein gewisses, leicht sentimentales Sympathiegefühl dem
“Carolus-Piep”, jener 170 cm grossen Maus-Puppe in Polizeiuniform,
die bei allen wichtigen Festen und Veranstaltungen ungekrönter Prinz ist.

Feierlich wird sie jeweils am 11. 11. eines jeden Jahres in der Bockwindmühle an Münsters Aasee aus dem Schlaf geweckt, spielt eine Session lang mit im karnevalistischen Karussell und wird am Aschermittwoch wieder in die Bockwindmühle zurückgebracht.

“Carolus – Piep, wir haben Dich lieb!”

Carolus als Katalysator zwischen Zuneigung und Freude seiner Bewunderer und mancher Wünsche der “witten-müse” – die erfüllt werden können…

H.-D. Schnetter

 
 
 
E-Mail
Karte
Infos